Hab die Ehre 1 – Jule Sonnentag

Sprunghaft: Und Johanna sagt, ich habe mir Sorgen um dich gemacht, ihre Hände in meinem Haar dabei, ich habe mir Sorgen um dich gemacht, du hast so viel auf einmal gewollt. Und ich denke mir, ist das ein Anlass zur Sorge? Und sie flicht einen Zopf aus meinem Haar, mit den Händen legt sie mir Strähne um Strähne.

Ich höre nur Meisen singen. Sich hangelnd um Äste, sie fallen nicht, auch wenn Tiefe ist unter ihnen. Kopfunter, für den Schlag eines Lieds.

Im Atelier spüre ich plötzlich mein Herz, es macht mir Angst, es hat doch sonst immer still geschlagen, ohne mich wissen zu lassen, was ihm abverlangt wird, ich denke an die letzte Zigarette, mir zittern die Hände, ich würde gern um Verzeihung bitten, aber ich weiß nicht, bei wem.

Jule Sonnentag, geboren 1989, sieht das mit dem Malen und dem Schreiben etwas anders als Wolfgang Herrndorf: Dass es nämlich doch beides zusammen möglich ist. Nach Aufenthalten in Südamerika lebt, studiert, arbeitet, schreibt und malt sie derzeit vor allem in Stuttgart.


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